Was ist „Gut“? Allgemeiner Teil der menschlichen Moral

Inhalt

I. Was ist gut?
II. Weitgehend bleibende Maßstäbe

I. Was ist Gut?
Jeder Mensch hat die Freiheit, für sich zu beurteilen, welches Handeln er für gut oder böse ansieht und nach dieser Freiheit zu handeln. Der Wille zum Guten jedoch ist die Grundvoraussetzung, sich überhaupt mit ethischen Fragen zu befassen.

An dieser Stelle hätten auch Präzisierungen erfolgen können zum unbestimmten Begriff des Humanismus, den Menschenrechten, dem Grundgesetz oder dem Strafgesetzbuch. Das wäre die Auflistung einzelner „Werte“. Von einzelnen Ausnahmen ist unsere Weltsichtgemeinschaft eine Vereterin der Gerundrechte und der freiheitlich demokratischen Grundordnung sowie der wichtigsten Tatbestände des Strafgesetzbuches, von Einzelfällen und Detailfragen hier einmal abgesehen. Der Begriff des Humanismus ist demgegenüber durch Missbrauch insbesondere im Ostblock und  auch heute noch durch Missbrauch als politisches Instrument als ethischer Oberbegriff unpräzise.

Die Geschichte hat gezeigt, dass konkrete Moralvorgaben für eine Gemeinschaft nichts taugen. Die Kirchen hat die angebliche Moral der Nächstenliebe und das „Gebot“, nicht zu töten, nicht von den Kreuzzügen und Ermordung von vielen Millionen Menschen in der Inquisitionszeit auf grausamste Weise abgehalten. Auch hat dies weder Kriege verhindert, noch etwa einen ernsthaften Widerstand gegen die Massenmorde zur Zeit des Nationalsozialismus herbeigeführt, es gibt sogar unzählige Belege, dass dieses Regime sogar durch die Religionen gefördert wurde, nicht zuletzt durch die Hofierung nationalsozialistischer Machthaber und Segnung von Waffen und Soldaten. Der relativ geringe Einsatz von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen unmittelbar in kircheneigenen Organsiationen fällt hierzu relativ unbedeutend aus.

Tatsächlich lässt sich nicht abschließend aufzählen, was gut und was böse ist: Dies ist jeweils bedingt durch die unterschiedlichen Interessenlagen und kann von Situation zu Situation unterschiedlich sein. Gewisse grobe Richtlinien kann es geben, im einzelnen muss aber jeweils darum gerungen werden, was richtig und gut ist. Könnte man ganz abstrakt „gut“ und „böse“ in allen Facetten festlegen, bräuchten wir keine Richter mehr: Es ginge nur noch um die Tatbestandsfeststellung, die Strafe würde einer fertigen Tabelle entnommen werden. Eine solche Pauschalierung wie im Ordnungswidrigkeitenrecht vorhanden hätte die Gleichheit der Strafe zur Folge, wäre aber nur dann gerechter, wenn die Lebenssachverhalte auch identisch wären.

II. Weitgehend bleibende Maßstäbe
1. Selbstkontrolle und Überprüfung eigener Moral, Ethik und Werte
Wer gar nicht erst seine Handlungen und ihre Folgen auf ihren ethischen Wert prüft, nimmt schlechte Folgen willkürlich in Kauf und handelt im Ergebnis nicht anders als derjenige, der bösartig handeln will.

Blindes Befolgen althergebrachter Rieten, Moralvorstellungen und Werte unter Verweigerung jeder Selbstkontrolle fördert ebenso bösartiges Handeln.Wer handelt, ohne überhaupt gut handeln zu wollen oder sich einer moralischen Selbstkontrolle verschließt, nimmt bösartige Folgen des Handelns in Kauf.

„Der oft unüberlegten Hochachtung gegen alte Gesetze,
alte Gebräuche und alte Religion
hat man alles Übel in der Welt zu danken“

Georg Christoph Lichtenberg

Das bedeutet ebensowenig, das Althergebrachtes ansich schlecht sein muss: Es braucht nicht alles neu erfunden zu werden.

2. Grundregel des friedlichen Zusammenlebens
Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem Andren zu! Richtig muss es heißen: Verhalte Dich so, wie Du möchstest, dass sich die Menschen um Dich herum verhalten. Auch Unterlassen, etwa notwendiger Hilfeleistung, kann ebenso schlecht sein, wie aktives bösartiges Handeln. Nicht umsonst können fast alle Straftaten auch durch Unterlassen begangen werden.

Überprüfungen des vergangenen Verhaltens: Wiedergutmachung des ehemaligen Unrechts.

3.Vergebung
Wer niemals vergeben kann, setzt ohne Sinn und Zweck einen feindseeligen Zustand fort. Wo eine feindliche Gesinnung einem Schädiger gegenüber nicht mehr sinnvoll ist, sollte eine Tat zumindest innerlich vergeben werden. Es ist dabei selbstverständlich, dass leichtere versehentliche Schädigungen schneller vergeben werden als bösartige und vorsätzliche Schädigungen, die manches mal neben einer Entschuldigung vielleicht auch eine Wiedergutmachung oder gar Strafe erfordern.

Insgesamt steht hinter diesem Grundsatz der Gedanke, dass Vergeltung nicht überzogen werden darf, damit sie nicht selbst als Vorwand oder neuerliche böse Handlung erscheint. Andererseits kann Vergebung kein absoluter und bedingungsloser Wert sein, weil durch (zu) schnelle sanktionslose Vergebung auch schlechte Taten gefördert werden können.


4. Das Ergebnis zählt

Überprüfung des eigenen Verhaltens auf den Moralischen Wert des Ergebnisses, d. h. bis zum Ende denken! Es nützt die beste Handlung nichts, die gut gemeint ist aber Böses bewirkt. Manches mal ist es schwer, die letzte Konsequenz des eigenen Verhaltens zu erkennen.

5. Umsetzung der Werte: Selbstdisziplin und Konsequenz
Handeln ohne Selbstdisziplin oder aus dem Antrieb spontaner negativer Gefühle wie Wut oder Hass ohne Abwägung der Folgen fördern Handlungen ohne moralische Selbstkontrolle und damit negative Folgen, so dass derartige Handlungen häufig selbst als böse bezeichnet werden müssen – wenn die Person bei genügender Anstrengung zur ausreichenden Selbstbeherrschung in der Lage gewesen wäre. Auch die Konsequenz aus der erkannten Notwendigkeit eines bestimmten Verhaltens zu ziehen, weil ansonsten jede Erkenntnis entwertet wird.

6. Mitmenschlichkeit
Mitmenschlichkeit und Mitgefühl sind neben den oben genannten Prinzipien Werte, die das Leben für das menschliche Wesen in einer Gesellschaft überhaupt erst erträglich machen. Es handelt sich um Werte, die im angeborenen Wesen des Menschen enthalten sind, letztendlich aber erst durch Erziehung und Kultur aktiviert werden müssen. Mitgefühl ist die Voraussetzung dafür, dass man selbst in eben dem Maße mitmenschlich behandelt wird. Mehr als alle anderen Werte spielt dieser Punkt im persönlichen und zwischenmenschlichen Bereich eine sehr wichtige Rolle. Es handelt sich um die stärkste Form, zu zeigen, dass der andere kein Feind ist und so für Entspannung und ein angenehmes Leben zu sorgen. 


Wer sorgfältig gelesen hat, weiß, dass auch dieser Katalog keineswegs umfassend und endgültig sein kann.