Angst, zu sterben?

Na, haben Sie Angst, zu sterben? Wenn nein, dann möglicherweise bloß deshalb, weil sie noch nie ernsthaft geglaubt haben, dass das Leben gleich in den nächsten Momenten zu Ende sein wird, weil sie die Frage etwas unreflektiert sehen…

Stellen Sie sich vor, Ihr Herz setzt aus. Sie merken es und hoffen, dass es gleich weiter schlägt - das passiert aber nicht. Panik kommt in Ihnen auf. Plötzlich schlägt es doch weiter: Puhh, Glück gehabt. Nur ein Ausnahmefall oder sind Sie herzkrank und gehen drauf? Dann erneut: Das Herz setzt aus. Angstschweiß tritt Ihnen auf die Stirn: Das wars! Kann man da noch etwas machen? Es schmerzt, alles zieht sich zusammen, Ihnen wird schummrig…

Warum haben wir in solchen Momenten Angst vor dem Sterben? Weil wir einen Überlebenstrieb haben, der uns alles in Bewegung setzen lässt, alle Ressourcen frei setzt, wenn unser Leben in Gefahr ist. Das ist ein angeborener Instinkt - nur können wir eben bei einem Herzstillstand nichts machen, außer vielleicht den Oberkörper etwas aufzurichten und so den Druck vom Herzen zu nehmen - deshalb die Panik, wir können nichts tun.

Wenn ein Mensch grundsätzlich Angst vor dem Tod hat, dann handelt es sich um eben diesen angeborenen Instinkt, den man als Überlebenstrieb bezeichnen kann. Langfristig versetzt er den Menschen in die Lage, lebensgefährliche Situationen zu vermeiden und seinen Lebensumstände möglichst günstig zu gestalten. Dies soweit zur reflektieren, ist ein positiver Mechanismus.

Die Angst vor dem Todesmoment, ist allerdings etwas nicht wirklich begründetes: Wovor haben Sie denn Angst? Nur dieser kurze Augenblick, und dann Ruhe. Wenn sie tot sind, wenn ihre Hirnströme zum Stillstand gekommen sind, merken sie nichts mehr. Wenn einzelne Körperfunktionen erlöschen und sie hierbei noch leben, dann leben sie eben und sind nicht tot. Es spricht einiges dafür, dass sie in dem Moment, in dem die Hirnströme erlöschen ohnehin vorher das Bewusstsein verloren haben. 


Copyright 2009Im Ergebnis haben Sie dann keine Angst  vor dem Sterben, sondern Angst vor dem Leben, dass sie kurz vor dem Tod durchleben müssen. Vielleicht ist es auch die Angst vor der bis dahin verdrängten Erkenntnis, das alles, was einen Anfang hat, auch ein Ende hat - nicht nur das Leben sondern auch genau Ihr Leben. Vielleicht ist es dann auch die Erkenntnis, dass Ihnen das Zepter des Lebens entglitten ist, obwohl Sie Art, Ort und Zeitpunkt Ihres Todes selbst hätten bestimmen können. Möglicherweise ist es dann aber auch der Schrecken, dass Sie so vieles hätten tun wollen, tatsächlich aber Ihre Zeit verplempert haben…

Wenn Sie Angst vor der Angst haben, also dem Moment, wo ihr Herz stehen bleibt und Sie merken, dass es zu Ende ist oder Sie vom Laster überfahren worden sind und sie noch ihren abgetrennten Unterleib irgendwo herumliegen sehen und die Gedärme heraus quillen - nun ja, da können sie dann auch nichts machen, wenn das eben Ihre Art zu sterben sein wird, außer vielleicht, die Art und Weise ihres Sterbens vorher selbst zu bestimmen. Abstrakte Angst sollten Sie insofern allenfalls haben, dass sie dann in dem Moment feststellen, dass es noch viele Dinge im Leben zu erledigen gab, die sie schuldhaft nicht getan haben, weil Sie Ihre Leben vergeudet und verschlampt haben…

Denken Sie dran: Das Leben ist tödlich, hier kommt keiner lebend raus!


Wilhelm Busch:
 So ist nun mal die Zeit allhie,           - dann trägst du sie;            Und wann´s vorüber,    
 Erst trägt sie dich,                                                                     weißt du nie              

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